Aktuelles aus Nartum


Mittwoch, 14 Mai 2014 15:00

Wie familienfreundlich ist das Dorf?

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Im Dorf herzlich aufgenommen

Aus Ostdeutschland nach Nartum – Katrin und Stefan Heinze „ziehen hier nicht mehr weg“

 

FamilieHeintze

Katrin, Laura, Julia und Stefan Heinze hat ein glücklicher Umstand nach Nartum geführt. Jetzt wollen sie nicht mehr weg.

 

Original Bericht aus der Zevener Zeitung vom 14.05.2014

 

VON THORSTEN KRATZMANN
NARTUM. Einem „glücklichen Umstand“ ist zu verdanken, dass sie in Nartum „glücklich“ sind. So viel Glück ist Katrin und Stefan Heinze mit den beiden Töchtern Julia und Laura widerfahren.  Bereitwillig schütten sie ihr Herz aus:

Einst hießen Katrin und Stefan Heinze die Stadt Fürstenwalde in Brandenburg ihr Zuhause. Fünf Jahre ist es her, dass sie ihren Wohnsitz von der Spree an die Wieste verlegten – und es hat seither wohl keinen Tag gegeben, an dem sie von Wehmut befallen an die Zeit in Ostdeutschland zurück gedacht hätten. Auf der heimischen Terrasse sitzend erzählt der Hausherr die ganze Geschichte: Er fuhr 2007 mit dem Finger über die Landkarte, um zu sehen, wo Seedorf liegt. Dorthin war der Berufssoldat versetzt worden. Soeben war Tochter Laura geboren worden, und die jungen Eltern waren sich einig, keine dauerhafte Fernbeziehung führen zu wollen. Und so reifte der Entschluss, den Familienwohnsitz in die Nähe des Standortes Seedorf verlegen zu wollen. Diese Entscheidung fiel den Eheleuten umso leichter, als der ehemalige Arbeitgeber, bei dem Katrin Heinze (40) vor des Töchterchens Geburt in Berlin in Lohn und Brot gestanden hatte,  zwischenzeitlich in die Insolvenz abgeglitten war und sich mithin die Aussicht, nach Ende der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückkehren zu können, zerschlagen hatte. Das Jahr 2009 war angebrochen, als Stefan Heinze (38) erneut die Landkarte zur Hand nahm. Diesmal schlug er einen Kreis um Seedorf, der eine 25 Kilometer-Grenze markierte. Weiter sollte ein neues Zuhause nicht von der Kaserne entfernt sein. Im Internet stieß er auf ein Haus in Nartum, das als Mietobjekt angeboten wurde. Doch das sagte ihm nicht zu, wie die Besichtigung ergab. Als Stefan Heinze den Heimweg antrat, fiel sein Blick auf ein Schild am Rande der Nartumer Hauptstraße. Darauf stand zu lesen „Doppelhaushälfte zu vermieten“. Flugs rief er den Vermieter an, besichtigte die Immobilie, fotografierte sie, schickte seiner Frau die Fotos, erhielt umgehend ihre Zustimmung und unterzeichnete sogleich den Mietvertrag. Im Nu war der Umzug vollzogen und Familienzusammenführung abgeschlossen. Sie sei noch heute tief beeindruckt von der „herzlichen Aufnahme“, die ihr in Nartum bereitet wurde, schwärmt Katrin Heinze. „Die anfängliche Skepsis war vollkommen unbegründet“, sagt sie. Auch Ehemann
Stefan plagten zunächst Bedenken, schließlich wird dem Norddeutschen nachgesagt, er sei spröde und eher abwartend. Die Bedenken waren schnell zerstreut, denn „es wird einem nicht schwer gemacht, sich zu integrieren“, haben die Heinzes erfahren. Schnell in der Natur Sie wurde samt Laura sofort zum Babytreff eingeladen. Die Aufnahme in den TuS Nartum erfolgte prompt. Frauenfitness und Zumba stehen seither auf dem Sportprogramm. Er ist den Schützen beigetreten und singt im Chor Jesowika. „Wenn man möchte, findet man schnell Kontakt“, stellt Stefan Heinze fest und ergänzt, dass man sich gleichwohl auch zurückziehen und seine Ruhe finden könne. Seit vier Jahren hat Laura eine Schwester, Julia. Laura besucht die Grundschule in Elsdorf. Ihre Klassenkameradin wohnt gleich neben an. Sie geht in die Malschule, zum Turnen und Ponyreiten. Julia hat den Kindergarten in Sichtweite und turnt ebenfalls. „Wir sind hier angekommen und ziehen hier auch nicht mehr weg“, unterstreicht Katrin Heinze. Sie hat im Dorf Arbeit gefunden, die Kinder haben ihre Freunde, hinterm Haus ist alles grün, auf der Wiese sprießt Löwenzahn, Laura und Julia bekommen Kühe zu Gesicht. „Die Kinder können sich hier toll beschäftigen, ohne dass man sie fahren muss“, freut sich Kartrin Heinze. Zum Einkaufen brauchen die Heinzes nur die Straßenseite zu wechseln, ihnen stehen zwei Restaurants offen, das Melkhus ist eine Straße weiter. Und wenn sie mal raus wollen, so sind sie
schnell auf der Autobahn. Doch das Glück ist nicht vollkommen. „Das einzige, was fehlt, ist, dass unsere Eltern nicht hier leben“, stellten die Eheleute fest. Die Großeltern von Laura und Julia reisen alle sechs bis acht Wochen aus Fürstenwalde beziehungsweise Straußberg an – ein fester  Besuchstermin im Jahr ist das Nartumer Schützenfest. Denn, wer das Leben in Nartum und die Nartumer mag, der feiert dann mit.

 

Dorf mit Supermarkt und Turnhalle
Den Nartumern stehen vier Vereine und zwei Gaststätten, Kultureinrichtung und Kindergarten offen

1. Sicherheit
In Nartum sind acht verkehrsberuhigten Zonen ausgewiesen. In der Kriminal- und Unfallstatistik erreicht Nartum durchschnittliche Werte. Die genauen Zahlen werden auf Wunsch der Polizei nicht veröffentlicht.
Wertung: 5
2. Gesundheit
Es gibt in Nartum keine Ärzte und keine Apotheke.
Wertung: 1
3. Wohnumfeld
Für die knapp siebenhundert Nartumer gibt es im Dorf einen Supermarkt und zwei Gaststätten. Die Schulbusse der Linien 834, 862 und 835 fahren nach Zeven, Sittensen und Elsdorf.

Wertung: 3
4. Freizeit
Es gibt für die Kinder einen Spielplatz in Nartum. Sportlich aktiv sind die Dorfbewohner in einem Sport- und einem Tennisverein, sowie einem Schützenverein. Musikfreunden steht die Mitgliedschaft in einem Chor offen. Ferner gibt es einen Mühlen- und Heimatverein.
Wertung: 3
5. Bildung
Für die Kleinkinder gibt in Nartum eine Kindertagesstätte. Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Vergleich zum Durchschnitt des erhobenen Gebietes bei knapp unter 1,8 Prozent.

Wertung: 3

 

 

Jessica „Dass sich immer viele Kinder am neuen
Spielplatz im Heesterngrund treffen“,
antwortet Jessica Dohrmann
spontan. Auch hebt sie den „großen
Zusammenhalt“ im Dorf hervor und ergänzt,
dass im Dorf „viel von jungen
Familien organisiert wird“.
sabbel „Der Spielplatz im Heesterngrund und
das Melkhus sind zurzeit meine Lieblingsziele
in Nartum“, schwärmt Sabrina
Michaelis. Der Spielplatz habe
seit der Teilnahme am Wettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft“ richtig gewonnen.
„Wir sind sehr oft dort.“
Manuela Ohne lange zu überlegen, antwortet
Manuela Witte: „Was ich toll an
Nartum finde, ist, dass die Kinder so
gut wie nie gefahren werden müssen,
weil alles vor Ort ist. Malschule, Musikschule
und Sport – da gibt es fast jeden
Nachmittag Angebot für die Kinder.
Und die Einkaufsmöglichkeit bei Carstens
ist natürlich für alle toll.“
Juergen „Ich wohne hier gern in Nartum. Die
Vereine und das Vereinsleben macht
mir Spaß – da bin ich auch aktiv. Und
dadurch, dass man hier einen Einkaufsladen
und eine Bankfiliale hat, ist hier
eigentlich für fast alles gesorgt“, meint
Jürgen Petersen.
Arne Arne Keller findet: „Von hier aus ist
man schnell in Hamburg oder Bremen –
das ist für Berufstätige eine gute Lage.
Und wenn man dann Wochenende hat,
lässt es sich in Nartum einfach gut entspannen.“

 

 

Unterricht nur während des Winters

Der Beginn der Nartumer Schulgeschichte liegt vollends im Dunkeln. Wann erstmals Unterricht erteilt wurde, von wem und wo? All diese Fragen bleiben wohl unbeantwortet. Den ersten Hinweis darauf hat Friedhelm Helberg als Verfasser der Nartumer Chronik in den Sottrumer Kirchenbüchern gefunden. Am 12. Januar 1717 hatte der Sohn des Nartumer Schulmeisters Hermann Heydmann geheiratet. Auch in den Akten des Amtes Ottersberg ist für das Jahr 1754 in Nartum eine Schulstelle vermerkt. Mehr ist nicht bekannt. Als sicher darf hingegen gelten, dass die Nartumer Kinder lediglich des Winters in der Schule erschienen, denn sommers hatten sie auf den Höfen zu helfen. 1793 taucht in den Gyhumer Kirchenbüchern Lütje Schnackenberg als Lehrer in Nartum auf. Wo er Unterricht abhielt, bleibt ungeklärt. Dokumentiert ist hingegen, dass die Nartumer 1833 ein neues Schulhaus in der Ortsmitte errichteten. 33 Jahre später soll ein Teil des Gebäudes neu errichtet worden sein. Die Küche habe Herd und Schornstein erhalten, heißt es. Heizen mit Torf Die Schulstube maß sechs mal acht Meter. Sie wurde mit Torf beheizt. Zum Schulhaus gehörten Stall, Garten, Scheune,  Torfschuppen und 43 Morgen Landes, das der Herr Lehrer bis 1882 selbst bewirtschaftete. Mit der Jahrhundertwende wurde die Schulstube zu klein. Zudem war das Gebäude ständig feucht. Daher beschloss die Nartumer Ortsversammlung 1909, eine neue Schule zu bauen. Die bezog Lehrer Reuter 1912. Da er mit Kriegsbeginn 1914 zu den Waffen gerufen wurde, mussten Kollegen aus Wehldorf und Stapel einspringen. 1923 erhielt Nartum eine zweite Lehrerstelle. Die hatte bis Kriegsbeginn 1939 Bestand. Und dann wurde auch noch Hauptlehrer Harsticks eingezogen. Die Vertretung übernahm Lehrer Mudder aus Hesedorf. Nach Kriegsende waren viele Kinder unterernährt. Zunächst bekamen sie bei Landwirten im Dorf drei Monate lang mittags eine warme Mahlzeit. 1948 kam die Schulspeisung, an der 85 von 130 Nartumer Schulkindern teilnahmen. Und wieder wurde die Schule
zu klein, galt es doch, die Flüchtlingskinder zu unterrichten. 1955 war der Neubau fertig. Dort erteilte Lehrer Flock von 1954 bis 1964 den Unterricht. Ein Jahr nach dessen Weggang nach Zeven trat Walter Kempowski seine Stelle in Nartum an. 1968 stieß seine Frau Hildegard hinzu. Sie beide waren
es, die im Juli 1973 das Licht in der Schule löschten und in der Schulchronik vermerkten: „Heute ist der letzte Schultag.“ (tk)

 

 

 

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