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Donnerstag, 27 April 2017 08:44

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Mitten in Nartum ist das Geschäft von Fredi und Elisabeth Carstens ein beliebter Anlaufpunkt

Bericht aus der Zevener Zeitung vom 27.4.2017

Auch vor Nartum hat das Verschwinden der kleinen Läden nicht Halt gemacht: Von einst vier Kaufmannsläden ist heute nur einer übrig geblieben. Fritz Johann Carstens, den alle im Dorf nur „Fredi“ nennen, und seine Frau Elisabeth führen seit 28 Jahren das Geschäft in der Hauptstraße.

Der unvergessene Dorfchronist, Fredis Vater Fritz, hat es 1954 als Landschlachterei eröffnet. Anfangs war es eine reine Fleischerei, aber die Konkurrenzsituation im Ort hat damals dazu geführt, dass auch Lebensmittel ins Sortiment aufgenommen worden sind, so Fredi. Seinerzeit hat es in gleich drei Geschäften in Nartum Lebensmittel gegeben: Bei Heini Helmers in seinem Edeka-Laden, Hermann Brüning in seinem Spar-Markt sowie in Heitmanns Gasthaus „Keglerheim“, heute „Nartumer Hof“.

Die Carstens haben das 1932 in der Hauptstraße gebaute Haus mehrmals umgestaltet. So auch, als der Laden vergrößert werden musste. Heute ist das gar nicht so einfach, weil die Energiekosten mächtig zu Buche schlagen, weiß Fredi, der sich fast ausschließlich um die Fleischerei kümmert, während seine Frau Elisabeth und drei wechselseitig beschäftigte Angestellte hinter dem Tresen und an der Kasse zu tun haben. An den Wochenenden kommt eine Aushilfe dazu.

An der Wand ist der Spruch „Fahr‘ nicht fort, kauf‘ im Ort“ in großer Schrift zu lesen. Eine liebevolle Aufforderung, die durch das umfangreiche Warensortiment des Dorfladens durchaus ihre Berechtigung hat. In den Regalen finden sich alle Grundnahrungsmittel, Zucker, Mehl, Molkereiprodukte, Kaffee und viele Dinge des täglichen Bedarfs. Dazu kommen Spirituosen, Zeitschriften, Zigaretten, Getränke und sogar Ansichtskarten von Nartum.

Die Backwaren werden von der Zevener Backstube Gilbert geliefert. Natürlich auch die Brötchen, die die Kunden bei Carstens ab 7Uhr frisch geschmiert bekommen. Einmal in der Woche fährt Fredi zum Großhandel nach Bremen und sorgt dafür, dass die Regale niemals leer bleiben.

Neben dem Eingang prangt „Carstens schwarzes Brett“. Hier kann jeder sein Anliegen öffentlich machen: So will einer ein Fahrrad verkaufen, es wird auf die Nartumer Kleider- und Spielzeugbörse hingewiesen, in Elsdorf ist DRK-Blutspende, in Bülstedt findet ein Yoga-Kurs statt, ein Kind von Neubürgern sucht Spielkameraden und schließlich werden von der Gruppe „ausgestrahlt“ Tschernobyl, Fukushima und die Atomkraft angeprangert. „Jeder kann hier etwas kostenfrei aufkleben, nur nicht annageln, weil die Tafel aus Glas besteht,“ erklärt Fredi.

Karin Bammann ist aus dem benachbarten Gyhum herüber gekommen und lässt sich am Tresen mit Fleisch und Wurst bedienen. Sie kauft hier seit Jahrzehnten ein, kennt das Geschäft noch aus Zeiten der Hausschlachtungen. „Es ist alles so vertraut und persönlich hier, man hat hier immer Gelegenheit für einen Klönschnack,“ sagt sie.

Fredi führt die ganze Frischfleischpalette, hält viele Sorten Hausmacherwurst und Räucherschinken vor. Beliebt sind auch diverse Tiefkühlsuppen aus eigener Herstellung. Carstens Gulasch- und Erbsensuppe haben schon so etwas wie Kultstatus bei den Einheimischen. Daneben bietet das Ehepaar auch Partyservice an und hält einen Wurstverkaufswagen vor.

An der Kasse ist Elisabeth Carstens gerade mit den Winkeldorfern Elfriede Kluve und Dieter Holsten sowie dem Steinfelder Georg Hoppe im Gespräch. Auch mit ihnen werden freundliche Worte gewechselt, ehe sie sich mit vertrautem „Tschüss bis zum nächsten Mal“ verabschieden.

Wann das allerdings ein letztes Mal in der Nartumer Hauptstraße 24 sein wird, weiß keiner so genau. Immerhin zählen Elisabeth bereits 67 und Fredy 65 Lenze. Von den vier Kindern kann sich zu ihrem Bedauern keines für die Übernahme des elterlichen Betriebes begeistern.

Carstens nimmt es mit Humor. „Es gibt drei Dinge, die jemanden zum Aufhören zwingen können: Die Bank, das Finanzamt oder der liebe Gott“, stellt Fredi mit breitem Grinsen fest.

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